Künstlerhaus
Halle für
Kunst & Medien

Burgring 2
8010 Graz, Austria
De / En
Journal
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Pressegespräch
03.05.2019, 10:00

Eröffnung:
03.05.2019, 19:00

Geöffnet an den Feiertagen 09.06.2019 sowie am 10.06.2019 und 17.06.2019 von 10 bis 18 Uhr

03.05. – 05.05.2019

aktuelle kunst in Graz

04.05.2019 Kostenfreier Shuttle-Service Wien-Graz-Wien: info@galerientage-graz.at

Samstag 11:00
Öffentliche Führung
Samstag 14:00 Open Lab, Werken im KM– Lab
Ihre Führung: Telefonische Vereinbarung bzw. e-mail an vb@km-k.at

Termine

04.05. 15:00
aktuelle kunst in graz
Florian Waldvogel (Hamburg)
Rundgang

09.05. 18:00
Opfer? Täter? „Anschluss“ 1938 und die österreichische Identität
Heidemarie Uhl (Akademie der Wissenschaften, IKT, Wien)
Vortrag

11.05. 15:00
The Face of a Joke: Karikatur und satirische Illustration
Jörg Vogeltanz (Graz)
Workshop

16.05. 18:00
In Anführungszeichen – Glanz und Elend der Political Correctness
Matthias Dusini (Leitung Feuilleton, Falter Wien)
Thomas Edlinger (Direktor Donaufestival, Krems)
Buchbesprechung

21.05. 18:00
Hass im Internet (Neo Magazin Royale)
Lösch Dich! So organisiert ist der Hass im Netz (Kooperative Berlin)

Vanessa Joan Müller (Kunsthalle Wien)
Fernsehabend

01.06. 14:00
Humor darf weh tun!
Erika Ratcliffe (Berlin)
Convo Club

06.06. 18:00
Populismus und Pop-Musik
André Doehring (Jazz- und Popularmusikforschung, Kunstuniv. Graz)
Vortrag

08.06. 15:00
TV-Demokratie
Paul Fleischanderl (ORF Wien)
Lara Möller (Demokratiezentrum Wien)
Convo Club

13.06. 18:00
Statusmeldungen
Stefanie Sargnagel (Wien)
Kooperation: Dramatiker_innenfestival, Schauspielhaus Graz
Lesung

19.06. 19:00
Austropop(sch) Wuchteldrucken
Itzo Easy (Südostösterreich)
DJJJogi (Schwarzwald) vs. DJ Özzi (Altwald)
Konzert, Finissage

04 05 2019 — 19 06 2019

Jan Böhmermann
und bildundtonfabrik

Deuscthland#ASNCHLUSS
#Östereich

Neben seiner Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen fokussiert Jan Böhmermann immer wieder die Grenzen der Satire und ihren Platz im kulturellen Raum. Für das Projekt „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich" konzentriert Böhmermann seine geballte Unkonzentriertheit auf die Identität der österreichischen Republik und „ihres Mutterlandes Deutschland“ (O-Ton Böhmermann) – und fragt mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor nach dem politischen und kulturellen Status-Quo des Landes, das wir Heimat nennen. Mit der Grazer Ausstellung erweitern Jan Böhmermann und seine Mitstreiter der Produktionsfirma btf GmbH ihre erfolgreiche Installation „DEUSCTHLAND“ (2017, NRW Forum, Düsseldorf) nach Südosten.

Als einer der demokratischen Grundgedanken steht die Freiheit des Wortes auf Grund populistischer und anti-demokratischer Bewegungen zunehmend auch in Europa zur Diskussion und muss verteidigt werden. Ein Genre, dem Provokation zu Grunde liegt und damit oft für Kontroversen sorgt, ist die Satire: Seit den Attacken im Kontext der Mohammed-Karikaturen der dänischen Tageszeitung „Jyllands-Posten“ und spätestens mit den Anschlägen auf die Redaktion der französischen Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ ist die Polit-Satire mit ihren Ab- und Begrenzungen fester Bestandteil der Diskurse um Kunst-, Presse- und Meinungsfreiheit.
Das Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien (KM– Graz) setzt mit der Ausstellung „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“ einen weiteren Schwerpunkt um freie Rede als einen der höchsten Werte unserer demokratischen Zivilgesellschaft.

Als Realsatire gestaltet verlangt „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“ von den Besucher_innen einiges an Initiative und geht an die Substanz des Einzelnen: Die harte Passkontrolle am Eingang zu Böhmermanns Deuscthland und Östereich, die persönliche Wahl einer neuen Identität in Konfrontation zu den eigenen Vorurteilen bezüglich Klasse, Rasse oder des Geschlechts bis hin zur Auseinandersetzung mit der eigenen Spiegelung in der historischen Schuld während des rasanten Ritts durch den virtuellen Nazi-History-Themenpark sind nur einige wenige der „Erlebnismomente" dieser nervenaufreibenden Show. Für die österreichische Version des Debüts im Feld der Bildenden Kunst erschaffen Böhmermann und sein Team zusätzlich großformatige Neuproduktion, die den hiesigen Schmäh gehörig auf die Probe stellen.

Der Ausstellungsparcours aus satirisch-humoristischen Gedankenspielen will vorrangig zum mündigen Denken anregen und auf die politische Verantwortung eines Jeden verweisen. Dabei behält der Satiriker die Situation für Kunst und Komik in Österreich fest im Blick: „Die Rolle des Komikers oder Quatschvogels in der Gesellschaft kann man gar nicht hoch genug bewerten – im Ernst. Das würde ich aber im Ernst niemals tun, sondern das muss leider die Gesellschaft selbst herausfinden. In Österreich – das ist das Schöne – hat die Gesellschaft bald die Gelegenheit, herauszufinden, wie hoch der gesellschaftliche Stellenwert von Künstlern oder Komikern ist, wenn nämlich Kunst und Komik, die sich gegen bestimmte Meinungen richten, von der Regierung verboten oder torpediert werden." (O-Ton Böhmermann, kurier.at vom 18.11.2018)

Jan Böhmermann (*1981 Bremen) ist ein deutscher Satiriker, Moderator und Autor und bezeichnet sich selbst als „öffentlicher Jongleur“. Er konzipiert zusammen mit seiner Kölner Produktionsfirma btf GmbH seit 2015 für die öffentlich rechtlichen Sender ZDF und ZDFneo die Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“. Sein Format „Fest & Flauschig“, das er zusammen mit dem Singer-Songwriter Olli Schulz moderiert, ist einer der weltweit beliebtesten Podcasts des Musikstreaming-Dienstes Spotify. Böhmermann legt den Finger gern in die Wunde und macht vor nichts und niemandem Halt: Unter anderem löste die politische und rechtliche Kontroverse um sein Schmähgedicht zur Person des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ein internationales Medienecho aus. Seine Arbeit ist in den vergangenen Jahren mehrfach mit dem Deutschen Fernsehpreis, dem Grimme-Preis und 2018 auch mit der ROMY ausgezeichnet worden.

Rahmenprogramm: Veranstaltungen und Vermittlung

Das mediale Ausstellungsexperiment wird durch ein breites Programm aus Sonderveranstaltungen und auf das Projekt zugeschnittene Vermittlungsformate begleitet. Dieses Rahmenprogramm fungiert als Ergänzung zur Ausstellung, bietet interessierten Besucher_innen die Möglichkeit der thematischen Vertiefung und regt Diskurs wie Phantasie an.

Donnerstags lädt das KM– ab 18 Uhr kostenfrei zu „An Art Day's Night“ (AADN) ein. In Kooperation mit dem Schauspielhaus Graz und dessen Dramatiker_innenfestival findet darin die Lesung „Statusmeldungen" der Wiener Autorin und Bloggerin Stefanie Sargnagel statt. Die Historikerin Heidemarie Uhl wird anlässlich des thematischen Hintergrunds der Ausstellung einen historisch orientierten Vortrag über den Anschluss 1938, die Erinnerung an dieses historische Ereignis und seine noch heute spürbaren Folgen halten. Zudem wird André Doehring das internationale Forschungsprojekt „Popular Music as a Medium for the Mainstreaming of Populist Ideologies in Europe“, das sich dem Gebrauch, der Rolle und Struktur von populärer Musik in populistischen Strömungen widmet, vorstellen und musikanalytisch Bezug auf Böhmermanns künstlerisches Schaffen nehmen. Kritisch und pointiert diskutieren der Intendant des Donaufestivals, Thomas Edlinger, und Falter-Feuilletonist Matthias Dusini den gegenwärtigen Stand der Political Correctness. Ein Fernsehabend zeigt Böhmermann in Aktion gegen Hass im Netz und die Gründung von „Reconquista Internet", worauf die erschreckend aktuelle Edu-Doku „Lösch Dich!" folgt.

Im „Convo Club“ kommen jüngere Positionen aus Politikwissenschaft, Massenmedien und Kabarett zu Wort: In gemütlichem Rahmen wird bei einem spritzigen Kaltgetränk diskutiert. Interessierte können sich auch selbst in Satire üben und in einem Workshop mit Jörg Vogeltanz Karikaturen in Illustration aktueller Nachrichten anfertigen. Die eigene Kreativität erkunden ist neuerdings jederzeit im Künstlerhaus möglich: Das „KM– Lab“ ist eine interaktive Mitmach-Station in der Ausstellung, die zum Texten, Zeichnen und Gestalten einlädt. Zusätzlich findet das „Open Lab“ statt, bei dem Besucher_innen aller Altersstufen gemeinsam mit unserem Vermittlungsteam aktiv werden können. Zur Finissage gibt die „One Man Kapölln" Itzo Easy schließlich Agit-Prop und Hedonismus im deutsch-österreichischen Zwiegespräch zum Besten.

Künstlerhaus
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Burgring 2
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