Künstlerhaus
Halle für
Kunst & Medien

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8010 Graz, Austria
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Eröffnung: 07.06.2018, 18:00

07 06 2018 — 03 07 2018

Sara Cwynar

Raum D: Digitale Projekte

Im zweiten Beitrag in der Reihe „Raum D: Digitale Projekte“ stellt die kanadische Künstlerin Sara Cwynar Überlegungen zur Zirkulation von Objekten über digitale Verkaufs- und Auktionsplattformen im Internet an. Im essayistisch angelegten „Soft Film“ kann die Künstlerin dabei beobachtet werden, wie sie auf eBay ersteigerte Gegenstände nach unterschiedlichen Vorgaben arrangiert und kategorisiert. Dabei werden Fragen zur Ökonomie von Dingen ebenso aufgeworfen wie zu deren Einsatz außerhalb der intendierten Nutzung. Als Protagonistin des Films ist es die Künstlerin selbst, die bei der Kombination der unterschiedlichen Gegenstände beobachtet werden kann. Elemente aus den fotografischen Arbeiten und den Publikationen der Künstlerin sind in den Film integriert. Ebenso setzt sich das Voiceover im Film aus von Cwynar selbst geschriebenen Passagen und Zitaten aus anthropologischen Schriften und Texten zur Bildtheorie zusammen.

Im Mittelpunkt von „Soft Film“ stehen mit Samt überzogene Kästchen, die gewöhnlich zur Aufbewahrung von Schmuck genutzt werden. Diese Samtkästchen zeichnen sich durch eine bedachte elegante Gestaltung aus; dennoch sind sie als Präsentations- bzw. Schutzhülle den in ihnen befindlichen Objekten untergeordnet. Ohne Inhalt und durch ihre Abnutzungsspuren geben sie einen Anreiz zu Spekulationen über ihre Geschichte. Eine Patina des Vergangenen, die viele der in „Soft Film“ gezeigten Objekte aufweisen, scheint auch der Film selbst durch das 16mm-Material, mit dem er fertiggestellt wurde, aufzuweisen. Allerdings erfolgte anschließend die Übertragung des Materials in ein zeitgemäßes digitales Videoformat. Als nostalgischer Verweis ist die Ästhetik des 16mm-Films aber noch sichtbar.

2017, als Cwynar mit den Arbeiten an ihrem „Soft Film“ begann, häuften sich Berichte, nach denen im Silicon Valley eine hintergründige Form von Sexismus betrieben werde, der beispielsweise Frauen an der Entfaltung ihres vollen Potentials hinderte. Die Samtkästchen mit ihrem oftmals aufwendigen Design betrachtet Cwynar zugleich als Objekt und Behältnis, um schließlich eine Kontrastierung der Wertschätzung von Gegenständen mit der Wertschätzung von Menschen vorzunehmen. Die simplen Bewegungen, mit denen die Künstlerin in ihrem Film die Gegenstände arrangiert, lassen zudem an die frühe Videokunst von Vito Acconci oder Bruce Naumans Filme bzw. Videos, in denen die Künstler selbst agieren, denken.

Sara Cwynar (*1985 Vancouver, lebt in New York) studierte englische Literatur an der University of British Columbia, Vancouver, Grafikdesign an der York University, Toronto und Fotografie an der Yale University, New Haven. Ihre Arbeiten wurden u.a. in Einzelausstellungen im MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt am Main (2017), bei Foxy Production, New York (2014 und 2017), in der Rosenwald-Wolf Gallery der University of the Arts, Philadelphia (2014) und in Gruppenausstellungen wie „L’Image Volee“, Prada Foundation, Mailand (2016), „Greater New York“, MoMA PS1, New York (2015) und „Never Enough: Recent Acquisitions in Contemporary Art“, Dallas Museum of Art, Dallas (2014) gezeigt.

Mit der neuen Reihe „Raum D: Digitale Projekte“ ergänzt das Künstlerhaus als Halle für Kunst & Medien seine Programmatik und bietet den Besucher_innen Einblicke in die Praktiken junger medienkünstlerischer Positionen. Zwar als offenes Format konzipiert, orientieren sich die von Mai bis September 2018 gezeigten Arbeiten vornehmlich an Schlagworten wie Bewegtbild und Digitalität.

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